Das Jugendhaus in Stuttgart-Feuerbach liegt in einem engen Tal unmittelbar neben einer Wohnbebauung auf einem stadteigenen Grundstück, auf dem vorher ein Regenwasser-Rückhaltebecken angelegt worden war. Gleichzeitig suchte man auch nach Möglichkeiten, sommerliche Rucksacktouristen unterzubringen, die in den Jugendherbergen nicht mehr unterkamen. Hübner schlug vor, beide Funktionen zu verbinden. Er verwies auf die möglichen Einsparungen, wenn man den kreisförmigen Wassertank als Fundament nutzte. Die Tiefbauingenieure der Stadt waren zuerst total dagegen, konnten dann aber überzeugt werden unter der Bedingung, dass die Zufahrt zum Speicher erhalten blieb. So war das Haus auf der Mauer geboren.
Das Jugendhaus in Stuttgart-Feuerbach liegt in einem engen Tal unmittelbar neben einer Wohnbebauung auf einem stadteigenen Grundstück, auf dem vorher ein Regenwasser-Rückhaltebecken angelegt worden war. Gleichzeitig suchte das Bürgermeisteramt auch nach Möglichkeiten, sommerliche Rucksacktouristen unterzubringen, die in den Jugendherbergen nicht mehr unterkamen. Hübner schlug vor, beide Funktionen zu verbinden. Er verwies auf die möglichen Einsparungen, wenn man den kreisförmigen Wassertank als Fundament nutzte. Die Tiefbauingenieure der Stadt waren zuerst total dagegen, konnten dann aber überzeugt werden unter der Bedingung, dass die Zufahrt zum Speicher erhalten blieb. So war das Haus auf der Mauer geboren. Die meisten Räumlichkeiten sollten von der kreisförmigen Außenwand getragen werden, so war es am günstigsten, sie gleichmäßig auf beiden Seiten auskragen zu lassen. Die Holzstützen sollten frei vom feuchten Boden enden, daher erschien es am einfachsten, alle Räume um ein Geschoss anzuheben und auf die ringförmige Außenmauer zu stellen, die dann auch als umschließendes Element für den Hof dienen konnte. So hocken die Bauten auf ihr wie auf einer mittelalterlichen Stadtmauer. Die Anlage besteht aus einem Außenbereich, dem Marktplatz, auf dem das Gemeinschaftsleben stattfindet. An ihrer Innenseite liegen auf Erdgeschoßebene Versorgungsräume und Büros, während in der Mitte der Westseite ein Café zur Morgensonne orientiert ist. Dieser Teil ragt am weitesten in den offenen Gemeinschaftsbereich hinein, und seine gerade Vorderfront folgt der Stützkonstruktion des darunterliegenden Beckens. Die merkwürdige und attraktive Trauflinie entsteht dadurch, dass die Kegelmantelfläche des Daches geradlinig abgeschnitten wurde. Die Schlaftrakte folgen den beiden Abschnitten der Außenmauer, dadurch entstanden lange, gekrümmte Schlafräume, die gerade breit genug sind für sternförmig auf beiden Seiten liegende Personen mit einem Durchgang dazwischen. Sie können mit Vorhängen geteilt werden, wenn eine Trennung der Geschlechter erwünscht wird, und es gibt auch zwei Treppen zum längeren Trakt mit den entsprechenden Waschräumen. So ist die Trennung zwar möglich, aber über die Waschbereiche hinaus nicht zwingend. Aufgrund der Länge der Umfassungsmauer können beachtlich viele Menschen untergebracht werden; die Kurve bricht jedoch die visuelle Kontinuität der eigentlich linearen Anordnung und bezieht sich immer wieder auf das Zentrum. Dies ist ein Bauwerk, das allein durch seine Form das Gemeinschaftsempfinden stärkt und zugleich dem Reisenden aus fremden Ländern ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Der Kreis ist wiederum nicht so beherrschend, wie man annehmen könnte. Die Unterbrechung der Außenmauer für den Zugang zum Tank erscheint als glücklicher Umstand, der Abwechslung schafft und Platz für ein Zugangstor. Die Pflasterung des zentralen Bereichs mit Quadraten und nicht kreisförmig mildert die Zentralorientierung, nimmt zugleich die Rasterstruktur des darunter liegenden Tanks auf und stellt einen orthogonalen Bezug zum Café und dem damals noch nicht fertiggestellten Jugendhaus her. Die Bauarbeiten wurden zwischen Fachleuten und einer Selbsthilfegruppe aufgeteilt. Die Betonmauer und das vorgefertigte Holzskelett der Schlaftrakte wurden von Unternehmern ausgeführt, aber Fassaden, Innenwände und Innenarbeiten wurden freiwillig von Studenten und Jugendlichen internationaler Arbeitscamps unter Leitung der Stuttgarter Jugendhausvereins ausgeführt. Nachdem das Gebäude einige Jahre erfolgreich zur Unterbringung von Rucksacktouristen genutzt wurde, ist es jetzt ganz dem Jugendklub übergeben worden.
fertigstellung 1992
adresse CAMP feuerbach, Wienerstraße 317, 70469 Stuttgart
bauherr Stuttgarter Jugendhaus e.V.
webseite campfeuerbach.net
zusammenarbeit Statik: Bernd Raff
baubeginn 1992
Jugendhaus CAMP Feuerbach
plus bauplanung
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72654 neckartenzlingen
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