"Ein drittes wichtiges – und vielleicht das eindrucksvollste – Element der Anlage ist das später erbaute Dinosauriercafé, welches auf einem seltsam geformten Leimholzbinder basiert oder von ihm inspiriert wurde. Er war von einer anderen Baustelle übriggeblieben und bildet das Rückgrat des Tiers."
Das Baugelände in Stammheim war Teil einer Brache neben einem gerade im Bau befindlichen 12 m hohen Erdwall als Lärmschutz vor der angrenzenden Schnellstraße. Aus einem Brainstorming mit Mitgliedern des Jugendhauses und örtlicher Bevölkerung entstanden viele Bilder: zum Beispiel ein Keltengrab, ein Schloss, Fossilien sowie das Wortspiel mit dem Namen »Stamm-Heim« als Bezug zu einem frühzeitlichen Wald. Für den Haupttrakt des Gebäudes wurden auf einem Raster mit den Maßen 3,0 x 4,5 m Pfosten aus Baumstämmen aufgestellt. Diese regelmäßige Ordnung ist im fertiggestellten Gebäude jedoch kaum erkennbar, denn die Unregelmäßigkeiten des Schnittes mit seiner nach Süden orientierten Sonnenfalle und die verschiedenen räumlichen Gliederungen dominieren, während die Außenwände ihrer besonderen eigenständigen Logik folgen. Der Pfahlbau wurde durch einen vom Keltengrab inspirierten Erdbau ergänzt, der an der Rückseite des Grundstücks steht und überwiegend in die Erde des Lärmschutzwalls eingefügt ist. Überdacht ist er mit der Kiva-Methode sich überlappender Baumstämme der amerikanischen Indianer, eine weitere Variante der Rundholzarchitektur. Er wird als Disco genutzt. Ein drittes wichtiges – und vielleicht das eindrucksvollste – Element der Anlage ist das später erbaute Dinosauriercafé, welches auf einem seltsam geformten Leimholzbinder basiert oder von ihm inspiriert wurde. Er war von einer anderen Baustelle Hübners übriggeblieben und bildet das Rückgrat des Tiers.
Der Bau wurde vorwiegend von Laien ausgeführt, die von einem erfahrenen Baumeister angeleitet wurden. Das Basisteam bestand aus vier arbeitslosen Jugendlichen in einem Arbeitsbeschaffungsprogramm, aber es wurde ständig unterstützt durch Jugendliche vor Ort, deren Eltern, Architekturstudenten und Mitglieder des Stuttgarter Jugendhausvereins. Lediglich mit einem Teil der Elektro- und der Installationsarbeiten wurden Subunternehmer beauftragt. Der Bau dauerte zwei Jahre zu nur 40% der üblichen Kosten. Ein Großteil der Endarbeiten – Anstrich, Fußbodenverlegen, Wandmosaiken usw. – wurde allein von Mitgliedern des Jugendhauses ausgeführt. Das Haus wird nicht nur von Jugendlichen benutzt, sondern ist zu einem gesellschaftlichen Zentrum für den ganzen Stadtteil geworden.
fertigstellung 1992
adresse Jugendhaus Stammheim, Marco-Polo-Weg 2a, 70439 Stuttgart
bauherr Stuttgarter Jugendhaus e.V.
webseite jugendhaus-stammheim.de
zusammenarbeit Statik: Roland Riebl
Auszeichnung Holzbaupreis Baden-Württemberg 1991
baubeginn 1988
Jugendhaus Stammheim
plus bauplanung
plus bauplanung gmbh
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72654 neckartenzlingen
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