Die ganze zentrale Kuppel liegt auf einem Zahnkranz auf und ist mit Hilfe eines Elektromotors drehbar. So kann die Sonneneinstrahlung reguliert werden. Im Winter wendet sich der großflächig verglaste Bereich der Sonne zu, folgt ihrem Lauf und wird so zur passiven Erwärmung genutzt. Im Sommer wendet sich die Verglasung vollautomatisch von der Sonne ab und vermeidet so eine Überhitzung des Innenraumes.
Ein Flugkörper aus dem All sollte intelligent aussehen, so, als ob er funktionieren würde. Die umgekehrte Untertasse bietet sich für eine Leichtbaukonstruktion mit freier Spannweite an: eine Kuppel aus Stahlrippen, die auf einem Ringträger ruht. Dieser ist an jeweils nur zwei Punkten mit den neun Fußstützen verbunden, und diese neun Beine tragen die gesamte Konstruktion, wodurch die Fundamente minimiert werden konnten. Die mit Bolzen verbundenen Fußstützen verleihen dem Ganzen einen dynamischen Ausdruck und zeigen die Ableitung der statischen Kräfte. Auch lassen sie sich in der Höhe verstellen, obgleich davon tatsächlich nur einmal Gebrauch gemacht wurde, als sie installiert und ausgerichtet werden mussten. Die kleinere Kuppel über dem zentralen Bereich – mit einem Durchmesser von über zehn Metern – ist technisch ebenfalls innovativ. Sie ist eine stabile Sandwichkonstruktion aus zwei papierdünnen Edelstahlfolien (0,23 mm), die dann pneumatisch verformt und mit Polystyrol-Hartschaumgranulat ausgefüllt und nachexpandiert wurden. Sie ist zur großen Kuppel geneigt, wodurch Platz für Oberlichter in unterschiedlicher Höhe entstand. Die ganze zentrale Kuppel liegt auf einem Zahnkranz auf und ist mit Hilfe eines Elektromotors drehbar. So kann die Sonneneinstrahlung reguliert werden. Im Winter wendet sich der großflächig verglaste Bereich der Sonne zu, folgt ihrem Lauf und wird so zur passiven Erwärmung genutzt. Im Sommer wendet sich die Verglasung vollautomatisch von der Sonne ab und vermeidet so eine Überhitzung des Innenraumes. Trotz dieser technischen Innovationen musste das JUFO ein relativ preiswerter Bau sein, sodass die Fertigung betont futuristisch wirkender Türen und Fenster nicht in Frage kam und auch allzu eindeutig gewesen wäre. Daher wurden Normfenster üblicher Art je nach Bedarf bei den verschiedenen Räumen verwendet, mit voller Verglasung beim Café und kleinen Fenstern in den WCs. Diese »normale« Fensterwand ist oben durch ein verglastes Band von der Kuppel abgesetzt. Das verleiht der freitragenden Kuppel zusätzliche Leichtigkeit. Der untere Anschluss der Wand erfolgt durch eine schräge Böschung aus großen Felsplatten, welche den Eindruck erwecken, als hätte das Ufo bei seiner Landung die Erde geschmolzen und aufgeworfen. Dies ist eine optisch gelungene Lösung und macht es möglich, das umgebende Gelände im Wesentlichen unverändert als Wiese zu belassen, wodurch Gartenarbeit überflüssig und die Grundidee betont wird. Innerhalb der klar strukturierten Hülle liegt die frei geformte »Lehmstadt«, die als praktisches Projekt von Architekturstudenten zusammen mit Jugendhausmitgliedern mit den Händen erbaut und ausgeschmückt wurde. Dies bestimmt die Struktur der Räume. Nach der schnellen Aufstellung der Schale konnten die Arbeiten unter trockenen, sicheren Bedingungen ausgeführt werden, ohne Notwendigkeit wetterschützender Maßnahmen mit improvisierten Techniken und auch ohne große Eile. Die Lehmwände bilden eine beträchtliche Masse und dienen auch als Speichermedium für die passive Solarheizung. Es gibt farbige Mosaike im Stil Gaudis aus Fliesenbruch und auch handgeformte Tonreliefs auf den Wandflächen. Diese charakteristischen Einzelheiten zeugen vom Engagement und der Kreativität der jungen Erbauer; die daraus resultierende Vielfalt wird jedoch gefasst durch die beruhigende Wirkung des glänzenden Spiegels des Sonnenauges, das überall sichtbar ist.
fertigstellung 1992
adresse JUFO Jugendforum, Ludwigsburgerstraße 66, 71696 Möglingen
bauherr Gemeinde Möglingen
webseite jufo-moeglingen.de
zusammenarbeit Statik: Schlaich, Bergermann + Partner
baubeginn 1991
Jufo Möglingen
plus bauplanung
plus bauplanung gmbh
goethestraße 44
72654 neckartenzlingen
info@plusbauplanung.de
07127 92070