Klettern ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung und eine sportliche Übung; es kann auch therapeutische Wirkung für Menschen mit psychologischen Problemen haben, da es körperliche Konzentration verlangt, Erfolgserlebnisse erzeugt und Vertrauensverhältnisse bildet.
Künstliche Kletterwände in der Stadt bieten die Gelegenheit für jene, denen die Zeit oder die Mittel fehlen, um dies an realen Felsen in natürlicher Landschaft auszuüben. Und im Winter fahren viele oft weit, um eine Chance zum Training zu haben. In diesem Fall entstand der Bau in Privatinitiative; das Grundstück liegt zwischen der von Hübner früher erbauten Waldorfschule und den Häuserblocks in der benachteiligten Vorstadt Chorweiler. Das Gebäude wird von den Kletterwänden beherrscht, es gibt aber auch Proberäume einer Theatergruppe und einen Jugendzirkus sowie ein Café und Büros.
Normalerweise werden Kletterwände in unverbindliche und nüchterne Industriehallen eingebaut. Der Tatsache, dass sie unregelmäßige Formen mit vor- und zurückspringenden Klippen wie wirkliche Felsen benötigen, wird in solchen Fällen nur wenig Beachtung geschenkt, so dass meistens die banale Form des Gebäudes dominiert. In diesem Fall war die Entwurfsidee, das Gebäude um die Kletterwände herum zu bauen. Sie wurden als eine Art Canyon gestaltet, um Aufstiege verschiedener Höhe und Schwierigkeitsgrade zu bieten. Es entstanden zwei Kletterbereiche, die teils symmetrisch, teils unterschiedlich sind. Die in der Mittelachse angeordnete Brücke markiert das Zentrum und zeigt die Richtung an, dient aber auch als Aussichtsgalerie. Oberlichter wurden eingesetzt, um dieses Thema zu akzentuieren und natürliche Tages- und Sonnenlichtverhältnisse zu erhalten, anstatt sich auf das flache, gleichmäßige Licht eingelassener Strahler zu beschränken. Besucher und Ausbilder können auf halbem Weg von der Brücke oder auch von weiteren Aussichtspunkten auf Treppen und Galerien sowie vom Café am Eingang aus zuschauen.
Das Einhausen dieser zusammengeballten Elemente führte zu einer unverwechselbaren Außenform mit vielen schrägen Ebenen und einem Turm, der das Dach durchstößt und die höchste Aufstiegsroute heraushebt. Der Etat war knapp. Zu Beginn neigte man wegen der Stabilität zur Gestaltung massiver Kletterwände aus Beton, aber in der Praxis erwies es sich als einfacher und billiger, stabile, großformatige Holzrahmenbauteile vorzufertigen. Die eigentliche Kletterwand wurde aus starken Sperrholzplatten auf einer Unterkonstruktion zu Erzeugung der gewünschten Schwierigkeitsgrade mit Überhängen und Graten von einer Fachfirma eingebaut und mit einem engen Raster von Befestigungsösen versehen, die immer neue variable Routen mit unterschiedlichen Haltegriffen erlauben. Ursprünglich war eine Turmverkleidung aus Cortenstahlblech vorgesehen, aus Kostengründen wurde die Außenverkleidung jedoch mit Wellaluminium ausgeführt. Die Kletterhalle wurde von der Waldorfschule initiiert, sie trägt auch den beträchtlichen Rest der Finanzierung, da der Zuschuss des Landes Nordrhein-Westfalen nur ca. 80% betrug. Für die Gewährung der staatlichen Förderung war die Unterbringung von Proberäumen für Theater- und Zirkusgruppen Voraussetzung.
fertigstellung 2006
adresse Canyon Chorweiler, Weichselring 6a, 50765 Köln
bauherr AG zur Förderung der Waldorfpädagogik in Köln e.V.
webseite canyon-chorweiler.de
leistungsphasen 1 – 8
flaeche NGF ca. 1.480 m², BRI ca. 8.000 m³
baukosten ca. 2.150.000 € (KG 300-400, brutto)
zusammenarbeit Statik: Roland Riebl
baubeginn 2001
Canyon Chorweiler
plus bauplanung
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