Der erste Bauabschnitt, der Unterstufenbau der Waldorfschule in Kirchheim wirkt elegant und wertig, wurde jedoch ohne ausreichende Finanzierung begonnen. Ursprünglich bestand die Absicht, den Raum zu überdachen und ihn dann allmählich entsprechend den finanziellen Möglichkeiten auszufüllen. Aufgrund von Einsparungen – die Innenarbeiten wurden von Lehrern und Eltern ausgeführt – war die Fertigstellung innerhalb eines Jahres möglich. Die Architekten erschienen jeden Dienstagabend, um die Mitglieder des Baukreises über die nächste Arbeitsphase zu informieren; in der Regel dauerten diese Sitzungen bis 23 Uhr! Nach vielen Diskussionen und dem Bau von Modellen mit Hilfe der Bauherren wurde der Entwurf gezeichnet und verbessert. Mit Fertigstellung des ersten Schulbaus erhielt die Schule wieder eine Heimstatt und konnte ihren Zielen Ausdruck geben sowie eine neue Baustufe in Angriff nehmen.
Das Baugelände ist ebenes Brachland in einem Industriegebiet im Norden von Kirchheim, begrenzt von einer schrägen Böschung, auf der ein öffentlicher Fußweg verläuft. Die Architekten sahen eine künftige Erweiterung voraus und setzten das kleine Schulgebäude in die westliche Ecke eines Dreiecks, wodurch eine Art Bug für die gesamte Baugruppe entstand. Aufgrund des dreiaxialen Grundrisses sind die Klassenräume von beiden Seiten natürlich belichtet; sie werden von einer – bemerkenswert günstig errichteten – zentralen Halle erschlossen; Abstellräume und Toiletten sind in den Ecken untergebracht. Mit dem großen Eurhythmiesaal und der Anordnung von Haupteingang und Treppe ihm gegenüber entstand eine dominante Ost-West-Achse; sie bildet zugleich die Hauptachse der gesamten Geometrie. Als Kontrast dazu wird die Zentralität der sechseckigen Halle betont durch einen sechseckigen Lichthof mit einem dreieckigen Deckenlicht darüber. Die offene Dachkonstruktion führt das ganze Gebäude zu einem ablesbaren Höhepunkt. Der untere Teil der Halle kann gelegentlich auch als Bühne für den Eurhythmieraum dienen, wenn dieser für Theateraufführungen genutzt wird. Durch Absenken des Erdgeschoßniveaus um vier Stufen wird der Bühne Priorität verliehen, aber auch die Höhe dieses größten Raumes erweitert. Es handelt sich um eine Mischkonstruktion, unten Beton, oben Holz – eine sinnvolle Entscheidung, durch die Wirtschaftlichkeit mit Brandschutz verbunden wurde. Das Holzdach ist eine leichte Konstruktion dank innenliegender Stützen, es ist innen sichtbar belassen, im Gegensatz zu den flachen Decken und Balken im darunterliegenden Geschoß. Auch sind die Fenster im Obergeschoß breiter als im tragenden Erdgeschoß; dadurch scheint das Dach zu schweben, und trotz des durchgehenden gelben Putzes wird der Unterschied in der Konstruktion ablesbar.
fertigstellung 1998
adresse Freie Waldorfschule Kirchheim Teck, Fabrikstraße 33 - 35, 73230 Kirchheim u. Teck
bauherr Freie Waldorfschule Kirchheim Teck e.G.
webseite fws-kirchheim.de
leistungsphasen 1 – 9
zusammenarbeit Statik: Roland Riebl
baubeginn 1997
fertigstellung 1998
flaeche NGF ca. 680 m², BRI ca. 3.230m³
baukosten ca. 780.000 € (KG 300-400, brutto)
fertigstellung 2002
flaeche NGF ca. 3.600 m2, BRI ca. 17.600m³
baukosten ca. 4.440.000 € (KG 300-400, brutto)
Waldorfschule Kirchheim Unterstufenbau
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