Die Frankfurter Waldorfschule, wollte auf dem voll ausgenutzten Gelände einen Pavillon aus den fünfziger Jahren abreißen und stattdessen ein größeres Gebäude mit sechs Klassen, Handarbeits-, Musik- und Eurhythmieräumen errichten. Nachdem vorgeschlagen wurde, Lehrer, Eltern und Schüler an einer partizipativen Planung zu beteiligen, beschloss man, auf einen Wettbewerb zu verzichten. Die Entwurfsarbeit begann mit neunjährigen Schülern, die maßstäbliche Modelle aus Ton von sich und ihrem Mobiliar anfertigten. Dann folgten Modelle möglicher Versionen von Klassenräumen und Dachkonstruktionen.
In einer Reihe von Sitzungen wurden auch Eltern und Lehrer konsultiert, und allmählich nahm der Entwurf Gestalt an und wurde für eine gewerkweise Ausführung geplant. Der Rohbau wurde von Handwerkern ausgeführt; der Lehrkörper entschied über Farben und Detailfragen. Der Neubau musste in ein beengtes Grundstück eingepasst werden, einen vorhandenen Hof innen abschließen und außen gerade genug Platz für die Durchfahrt der Feuerwehr und anderer Wagen lassen. Die Unterbringung von sechs neuen Klassenräumen an der Außenseite, drei auf jedem Geschoß, war relativ einfach, die größeren Räume für Eurhythmie, Handarbeit und Musik an der Innenseite waren problematischer. Der große Eurhythmieraum wurde 1,5 m ins Erdreich eingegraben und konnte so die gewünschte Raumhöhe von 4,50 m erhalten. Die Stahlbetonwände der darüber angeordneten Musikräume bilden die Träger für die weitspannende Stahlbetondecke, die so nur 25 cm dick sein musste. Die nach innen und die nach außen orientierten Räume mussten von einem zentralen Verkehrsbereich erreichbar sein, der hier nicht zu einer Reihe öder Korridore, sondern zu einem von oben belichteten canyonartigen »Marktplatz« mit interessanten Blickverbindungen, kaskadenartigen Treppen und Winkeln zum Zurückziehen wurde. Die Räume im unteren Geschoß sind aus Beton, aber die obere Etage zeigt ihre ausgefeilte Holzkonstruktion, so dass die Kinder erleben, dass sie sich unter dem Dach befinden. Jedes Klassenzimmer ist anders, und alle haben sie kleine Erker und Alkoven als »Höhlen« oder »Nester« – Räume in einem Raum, die Orte der Konzentration für kleine Gruppen oder Plätze der Ruhe oder des Rückzugs bieten. Außerdem hat jede Klasse hinter ihrer »Wohnungstür« eine eigene Umkleide und Garderobe sowie zwei liebevoll geflieste WCs. Dies alles geht ursächlich zurück auf die phantasievollen Wünsche des Workshops mit den nur neunjährigen Kindern.
fertigstellung 2002
adresse Freie Waldorfschule, Friedlebenstraße 52, 60433 Frankfurt am Main
bauherr Waldorfschulverein Frankfurt am Main e.V.
webseite waldorfschule-frankfurt.de
leistungsphasen 1 – 8
flaeche NGF ca. 1.310 m², BRI ca. 5.950 m³
baukosten ca. 1.750.000 € (KG 300-400, brutto)
zusammenarbeit Statik: Roland Riebl
baubeginn 2000
Unterstufenbau Waldorfschule Frankfurt
plus bauplanung
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