Diese Begegnungsstätte für Studenten der Universität Stuttgart in Vaihingen liegt einen Steinwurf vom Bauhäusle entfernt mit Blick auf die parkähnliche Mitte des Campus.
Das alte Studentencafé war Teil eines 2002 zum Abriss bestimmten Gebäudes gewesen, wofür keinerlei Ersatz in den drei für den Neubau eingeplanten Jahren vorgesehen war. Daher schlug eine Gruppe von Studenten vor, ein neues Gebäude in Eigenbau durch Mitglieder der Studentenschaft und Architekturstudenten zu errichten. Eingedenk der damaligen Selbsthilfeaktion wandten sie sich an Peter Hübner. Die dafür notwendigen bescheidenen Mittel waren bald gespendet, aber das Gebäude musste in Rekordzeit fertiggestellt werden, da die Zeit drängte, und dies bildet auch der Entwurf ab.
Es sollte ein schlichter, eingeschossiger, orthogonaler Bau werden, mit einem Holzskelett von geringer Spannweite und nur in einem Guss herzustellender Gründungsplatte, einschließlich Heizung, Entwässerung und Wärmedämmung sowie flügelgeglätteter Fertigoberfläche. Die Wände sollten zur leichteren Vorfabrikation vor Ort in Abschnitte aufteilbar sein, und alles musste in einem exakten und engen Zeitplan ausgeführt werden. In diesem Fall wurde das ganze Gebäude in dreieinhalb Monaten geplant und trotz schlechten Herbstwetters fertiggestellt; die Eröffnungsfeier konnte am 6. Dezember 2002 stattfinden.
Die Bodenplatte wurde in zwei Wochen von einer Baufirma ausgeführt, jedoch mit Hilfe der Studenten beim Verlegen der Heizungsrohre. Für das Aufstellen der Holzkonstruktion und das Aufbringen von Dachabdichtung und Begrünung wurden vier Wochen benötigt; die Elemente wurden von Architekturstudenten im ersten Studienjahr zugeschnitten und montiert unter Anleitung von älteren Studenten, die ausgebildete Schreiner oder Zimmerleute waren. Rahmen und Platten wurden auf Arbeitstischen in Zelten auf der Baustelle produziert und danach mit dem Kran in ihre Position gebracht. Außenverkleidung und Innenausstattung dauerten schließlich weitere 25 Tage, wiederum in Selbsthilfe von Studenten. Die 180 Anfängerstudenten arbeiteten in sechs Gruppen von je 30 in verschiedenen Bauphasen. Dadurch wurden alle eingebunden, ohne dass zu viel Zeit vom Lehrplan geopfert werden musste. In der Tat arbeitete jeder nur zweieinhalb Tage, erhielt jedoch eine unvergessliche Lektion in Baukonstruktion als Grundlage für seinen beruflichen Werdegang, und die Universität bekam eine neue Einrichtung zu niedrigen Kosten.
Trotz der starken Einschränkungen in Produktion und Montage und der Notwendigkeit, den ganzen Prozess exakt vorzuplanen, um unvorhersehbare Probleme zu vermeiden, zeigt das Ergebnis durchaus architektonische Qualität. Der große zentrale Raum mit der Bar wird vom quasi schwebenden Dach und baumähnlichen Stützen beherrscht. Dadurch wurde allseitig natürliche Belichtung und Belüftung durch Oberlichter möglich, die übliche düstere Atmosphäre von Studentenkneipen vermieden und Elektrizität gespart. Das Konstruktionssystem ermöglichte an drei Seiten die Anordnung von Nebenräumen – Küche, WCs, Büros, Seminarraum und Internetcafé. Auf der Südseite ist das Tragwerk aufgebrochen in eine gestaffelte Folge von Erkern für das Zusammensitzen mit Freunden und setzt sich in einer Pergola fort, die im Sommer, wenn die Pflanzen gedeihen, grünen Schattenbereich bildet. Das Gebäude macht Zentrum und Peripherie deutlich ablesbar und zeigt an der Süd- und Westseite eine feine Abstufung der Gebäudehülle, wo die Studenten zusammentreffen und sich entspannen können.
fertigstellung 2003
adresse Unitop, Allmandring 15, 70569 Stuttgart
bauherr stuwe e.V.
baukosten ca. 200.000 € (KG 300-400, brutto)
zusammenarbeit Statik: Dr. Adrian Pocanschi, Universität Stuttgart: IBK 1
baubeginn 2002
Unitop
plus bauplanung
plus bauplanung gmbh
goethestraße 44
72654 neckartenzlingen
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