Enschede ist eine Industriestadt im Osten Hollands. Nahe dem Zentrum in Roombeek befand sich eine Feuerwerksfabrik, in der 1999 eine schreckliche Explosion mit anschließendem Feuersturm stattfand. Die Zerstörung war gewaltig. Ein Masterplan für den Wiederaufbau wurde bei Pide Brujin von »de Architekten cie« beauftragt. Er teilte das Gebiet in verschiedene Quartiere auf und brachte einen Wettbewerb für das Voorzieningen Cluster Roombeek auf den Weg, für den Hübner einen Beitrag ablieferte.
Gegenstand der Wettbewerbsaufgabe war der Neubau eines soziale Zentrums, das zwei Theater- und Vereinssäle, drei Schulen, eine Kindertagesstätte, einen Kinderhort, ein Jugendhaus, eine Andachtsstätte, eine Sporthalle, ein Fitness Studio, ein Restaurant, eine Gastwirtschaft, mehrere Läden u.a.m. umfassen sollte. Noch dazu gehörten eine Behindertenwerkstätte, 20 Wohnungen und eine Altenwohnanlage mit 24 Einheiten dazu, sowie zehn Vereinsräume.
Die internationale Ausschreibung verlangte nach einer kurz gefassten „Vision“. Hübner nahm dies ernst und reichte lediglich eine schriftlich abgefasste Vision auf einer DIN A4-Seite ein. Er führte darin aus, warum er keinen Strich zeichnen könne, ohne mit möglichst vielen der Betroffenen ihre unterschiedlichen Probleme und Nöte diskutiert hätte, was ihm und ihnen ermöglichen würde, gemeinsam die richtigen Lösungen zu finden.
Als Referenz nannte er die vielen Partizipationsprojekte seines Büros und verwies insbesondere auf die Ev. Gesamtschule in Gelsenkirchen. Die interdisziplinäre Wettbewerbsjury, an der auch viele örtlichen Nutzer teilnahmen, beschloss Hübners Versprechen, eng mit den künftigen Bewohnern zusammenzuarbeiten, ernst zu nehmen, und nach einer begeisterungsvollen Besichtigung der Gesamtschule Gelsenkirchen, wurde seinem Büro der Auftrag erteilt.
Zunächst schien es, als wäre auf Grund der Größe dieses Projekts und der Zahl der Beteiligten, das übliche Workshopverfahren nicht geeignet um zu einem Konsens zu kommen. Überraschender Weise entwickelte sich in den folgenden, in ca. 4-wöchigem Abstand stattfindenden weiteren Workshops Schritt für Schritt eine städtebauliche Gesamtlösung.
Alles fand einstimmig seinen Platz; aus den Laien waren einsichtige, kompetente Planungspartner geworden.
Zunächst schien es, als wäre auf Grund der Größe dieses Projekts und der Zahl der Beteiligten, das übliche Workshopverfahren nicht geeignet um zu einem Konsens zu kommen. Überraschender Weise entwickelte sich in den folgenden, in ca. 4-wöchigem Abstand stattfindenden weiteren Workshops Schritt für Schritt eine städtebauliche Gesamtlösung. Alles fand einstimmig seinen Platz; aus den Laien waren einsichtige, kompetente Planungspartner geworden.
Da es sich beim Voorzieningencluster Roombeek um ein relativ großes Quartier handelte, wurde das Gebiet nun wie bei der evangelischen Gesamtschule in Gelsenkirchen-Bismarck auf verschiedene Architekten in Hübners Büro aufgeteilt und jedem die Verantwortung für einen besonderen Bereich sowie die Verbindung zu den jeweiligen Nutzergruppen zugewiesen. Im Verlauf der weiteren Bearbeitung wurde der Entwurf sukzessive in immer größere Pläne und Modelle aus Pappe bis zum Maßstab 1:50 umgesetzt, um die komplexen dreidimensionalen Beziehungen zwischen den verschiedenen Ebenen der Bebauung sichtbar und verständlich zu machen und auch die Beziehungen zwischen Vorder- und Rückseiten und den Innenbereichen individuell zu diskutieren.
Im östlichen Bereich wurden 24 behindertengerechte Altenwohnungen geplant, entlang beider Straßenfronten wurden auf die Decken des zweiten bzw. dritten Geschosses zwei- bis dreigeschossige individuelle Reihenhäuser, gleichsam als eine kleine eigenständige Siedlung gebaut. Die Häuser haben zur Hofseite großzügige Eingangsterrassen, keine Wohnung gleicht der anderen, da sie wiederum von einzelnen Architekten aus Hübners Büro eigenverantwortlich entworfen wurden.
Obgleich der gesamte Block abgerissen und ersetzt wird, scheint das komplexe System der Eigentumsverhältnisse gewahrt, denn fast alle Familien, Eigentümer und gesellschaftlichen Gruppen konnten ihre Bedürfnisse äußern, ihre Vorlieben formulieren und zum gemeinsamen Ergebnis beitragen. Es besteht also eine gute Chance, dass die Menschen die Einrichtungen erhalten, die ihren Wünschen entsprechen, weil sie sich früh und anhaltend dafür engagierten.
Noch wichtiger ist, dass das Projekt eine Methode zur Schaffung einer komplexen, vernetzten Stadtstruktur aufzeigt, wie sie sonst nur auf natürliche Weise über eine längere Zeit entsprechend der menschlichen Bedürfnisse entsteht, und nicht eine belanglose technoide Ordnung auferlegt.
fertigstellung 2007
adresse Prismare, Roomweg 167d, 7523 Enschede NL
webseite prismare.nl
leistungsphasen 1 – 5
flaeche BGF ca. 18.000 m²
baukosten ca. 19.300.000 € (KG 300-400, brutto)
zusammenarbeit Statik: Pieters Bouwtechniek
fotografie Wolfram Janzer
baubeginn 2002
Voorzieningencluster Enschede
plus bauplanung
plus bauplanung gmbh
goethestraße 44
72654 neckartenzlingen
info@plusbauplanung.de
07127 92070