Das Bauen einer Schule und insbesondere einer Reformschule ist aus unserem Verständnis nicht nur eine technische Aufgabe, sondern auch vor allem eine soziale Aufgabe.
Der Antrieb für unsere Arbeit ist, gemeinsam mit allen betroffenen Menschen, eine besondere Lösung für die jeweilige spezifische Aufgabe zu erarbeiten, zu finden und umzusetzen.
Der Partizipationsprozess mit den Nutzern ist von Anfang an ein wichtiger Bestandteil unserer Planung. In Form von Workshops werden von Anfang an gemeinsam mit den Nutzern, anhand von Skizzen und vor allem von Modellen, Lösungsansätze erarbeitet und gemeinsam besprochen und bewertet. Unsere Erfahrung, bei der Vielzahl von uns so verwirklichten Projekten ist, dass nur so, in einer sehr kurzen Zeit, es möglich ist, die „Baufamilie“ nachhaltig mit dem Projekt zu verbinden und den „Bauimpuls“ in der Gemeinschaft zur verankern.
Lebendige Schule ist für uns eine Wechselwirkung zwischen Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern und bestenfalls der Nachbarschaft des Viertels. Also ein Stück Lebensaktivität aller Beteiligten. Dieser „geistigen Lebensraum“ wird entscheidend durch die Raumsprache des Schulgebäudes beeinflusst, die die Schutzhülle für den Prozess des Lernens und Lebenlernens darstellt. Das lehrt uns die Erfahrung nach dem Entwerfen, Bauen und Erleben von einer Vielzahl, teils sehr experimenteller, Schulen.
Genauso wie zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen eine positive Atmosphäre entstehen kann, ist dies auch zwischen Mensch und Haus möglich. Wir brauchen Häuser, nicht nur wegen dem physischen, sondern auch wegen dem psychischen und sozialen Schutz und der Geborgenheit belebter Häuser. Es entsteht so etwas wie die Aura des Ortes, wenn es zu einer hohen Übereinstimmung zwischen den Wünschen und Bedürfnissen der Nutzer und der gebauten Umgebung kommt.
Es dauerte lange bis wir herausfanden, was das Besondere ist und wie es auf fast natürliche Art und Weise entstehen kann. Wenn man das Entwerfen von Gebäuden - vor allem Schulen - nicht als einen autoritären von wenigen Spezialisten zu lösenden Schöpfungsakt versteht, sondern als einen langsam wachsenden und von möglichst vielen verschiedenen Nutzern mit Ideen und Tatendrang gewollten Prozess interpretiert, entsteht so etwas wie eine Lebensumgebung nach Maß. Wir haben dabei festgestellt, dass vor allem den Beginn dieses Prozesses sehr wichtig ist. Man muss die Laien spüren lassen, dass ihre Wünsche, Ideen und Ihre Kreativität notwendig sind und geschätzt werden.
Die Gruppe der in den Prozess Eingebunden kann und soll gross sein, von den Kindern selbst bis zu den Erwachsenen (Lehrer*innen, Erzieher*innen, Hausmeister*in,Eltern…)
Bei unserer Arbeitsweise mit Kindern wird jede Klasse von einem unserer Architekt*innen durch den workshop begleitet. Es fängt damit an, dass die Schüler*innen sich selbst und ihre Schulmöbel im Maßstab 1/10 modellieren, um herauszufinden, wie viel eine Klasse an Raum benötigt. Dann wird um diese Modelle herum mit Holz eine Hülle nach den Ideen der Schüler*innen gebaut. Während des Modellbaus durchlaufen die Schüler*innen ganz von selbst die konstruktiven und technischen Probleme, die dann gemeinsam diskutiert und mit der Hilfe der Architektin / des Architekten gelöst werden. Sobald die Klassenhäuser fertig sind wird die ganze Schule zusammengestellt. Jede Klasse präsentiert und erläutert dann seinen Mitschüler*innen stolz ihren Entwurf.
Im Büro entwickeln wir als Architekten aus den Entwürfen ein baubares Haus. Zur zweiten Workshopphase bringen wir maßstäbliche Zeichnungen mit, anhand denen wir einige Verbesserungen diskutieren. Die nächste Aufgabe für die Schüler*innen ist dann der exakte Modellbau mit Holzleisten im Maßstab 1/10.
Der zweite Workshop endet mit einer Präsentation in Gegenwart der Eltern und der Presse. Darauf folgt ein gemeinsames Fest.
Eine Gruppe von Erwachsenen teilen wir nach kurzer Einleitung nach dem Zufallsprinzip (Durchzählen, 1-2-3-4, 1-2-3-4, ...und nicht die Zahl vergessen! Die Gruppen sollen in ihrer Zusammensetzung möglichst gemischt sein). in Gruppen von maximal 10 Personen. Jede Gruppe wird dann von einer Architektin / einem Architekten betreut, jede Gruppe bearbeitet dieselbe Aufgabe.
Meist geht es hier erstmal um den Masterplan, das Grund-Layout des jeweiligen Projekts. Wir haben für jede Gruppe Lageplan und Raumprogramm im selben Maßstab vorbereitet. Der Lageplan ist das Spielfeld, das Raumprgramm wird auf Ton aufgeklebt und ausgeschnitten, das sind die Spielsteine.
Das Raumprogramm, die Aufgabe, wird begreifbar.
Wo wird gebaut? Wie sind die Beziehungen der Räume untereinander, zum Bestand, zur Umgebung? Von wo kommt das Licht? Welche Freiflächen gilt es zu schützen? Wie hoch können, wollen wir bauen? Bleibt noch Platz für spätere Erweiterungen? Wie kann das Gesamtprogramm in Bauabschnitte aufgeteilt werden?
Wäre es nicht schön einen Dachgarten zu haben? Was wäre wenn zwischen Bauabschnitt 1 und 2 nur durch ein Dach eine gemeinsame Halle, fast ein Saal entstehen würde? Könnte man die Konstruktion hier dann etwas auskragen lassen um eine Schaukel daran zu hängen? Wie holen wir das Ried in die Schule?
In den Gesprächen parallel dazu: Wie wollen wir bauen? Welche Materialien, welche Konstruktion? Wie erzeugen wir die Wärme, was ist mit PV, wie können wir Energie in Herstellung und Unterhalt einsparen?
Nach eine ersten Gruppenarbeitsphase von ca. ein bis zwei Stunden stellen sich die Gruppen gegenseitig ihre Ergebnisse vor und nehmen die Erkenntisse der anderen somit in die nächste Arbeitsrunde mit… es entstehen spielerisch, im Gespräch, manchmal auch in freundschaftlicher Konkurrenz, in kürzester Zeit verschiedenste Lösungen, Visionen, ein kollektives Wissen und Verstehen um die Aufgabe.
Am Ende des Tages gibt es ein Abschluss-Plenum, alle Erkenntisse und Eindrücke werden noch einmal zusammengefasst. Meist wird hier schon eine gemeinsame Vision klar, die Aufgaben für die nächsten Schritte werden formuliert.
Schlussendlich sammelt das fertige Haus all die verschiedenen Einflüsse von Laien und Fachleuten - der Baufamilie - und verarbeitet diese auf eine sublime Art. Jeder, der später das Gebäude betritt, bekommt das Gefühl, dass hier etwas ganz Besonderes passiert ist.
Die Häuser scheinen sich der Geschichte ihrer Entstehung zu erinnern und strahlen auf feinsinnige Art all die eingearbeiteten Spuren der verschiedenen Hände und Herzen aus. Dieses Phänomen kennt man nicht nur von alten gewachsenen Städten, sondern auch von partizipatorisch entstandenen Gebäuden. Das besondere Ambiente, die individuelle Ausstrahlung und das Persönliche machen aus dem Artefakt ein Individuum mit Charakter.
Kostenbewusstes Bauen:
Unser Büro stand und steht nachdrücklich unter dem Einfluss und den Erfahrungen, die Peter Hübner mit seinen Studenten seit 1980 durch die Selbstbauprojekte machen konnte. Das Bauen mit Baumaterialien, die im Prinzip nichts kosten durften und Menschen, die ihre Tatkraft zur Verfügung stellten, führte zu der für uns typischen Philosophie des Improvisierens und Partizipierens.
Trotz der Tatsache, dass wir inzwischen die meisten Gebäude mit professionellen Unternehmen bauen, sind das kostenbewusste Bauen und manchmal das Beschaffen von Baumaterial noch immer Teil unserer Entwurfsstrategie. Für das erste Selbstbauprojekt, das „Bauhäusle“, ein Studentenhaus, entworfen und gebaut von Studenten, wurden Ausschussfenster, Restholz, diverse Muster und wiederverwertete Schalplatten genutzt.
Die Aula des Evangelischen Gymnasiums in Lippstadt, eine Halle von 30 x 12 m, bekam eine Dachkonstruktion aus Holz mit 930 Trägerteilen. Weil das Geld knapp war, ließ sich jeder Schüler ein Trägerteil von seinen Verwandten schenken und plötzlich hatte die Aula ein Dach. Diese und andere bautechnische Einsparideen kamen größtenteils aus unserm Büro und zeigen, wie stark unser Drang zu bauen ist, auch wenn es nicht viel kosten darf.
Oft werden wir auch zu Rat gezogen, wenn es um Schulneugründungen geht. Dann müssen die ersten Schritte mit einem sehr geringen Budget gemacht werden, um die schwierigen Anfangsjahre zu bewältigen.
Nachhaltiges Bauen:
Nachhaltiges Bauen hat für uns mehrere Aspekte:
Qualitätssicherung:
Unsere Projekte werden von mindestens einem Architekten durchgehend begleitet, in der Regel besteht der Kern eines Projektteams jedoch aus zwei Architekten die sich gegenseitig „backup“ sind. Wir streben danach so wenig wie möglich die bearbeitenden Personen zu wechseln, da das für eine durchgängige und hohe Qualität vom Workshop bis zur Bauleitung führt. Das auch deshalb, weil wir wissen, dass der Architekt der Einzige ist, der das Gebäude als Ganzes kennt und Fehler meist als Erster entdeckt. Durch unsere langjährige Zusammenarbeit mit unseren Fachingenieuren kennen wir die verschiedenen Einflüsse auf unseren Entwurf gut und können diese schon in einem frühen Stadium einschätzen.
Die Bauleitung würden wir an einen ortsansässigen Architekten in Abstimmung mit der Schulgemeinschaft vergeben. Eine Oberbauleitung verbleibt bei uns, die in regelmäßigen Terminen erfolgt.
Unser Büro besteht seit 1980 und firmiert seit 1995 als plus+ bauplanung GmbH und besteht im Moment aus fünf Partnern: Peter Hübner, Olaf Hübner, Christian Remes, Markus Hiller und Lukas Brenner.
Wir arbeiten mit 8 angestellten Architekten*innen und zwei bis drei Studenten*innen und Praktikanten*innen, einem Hund und einer Katze auf modernsten Computerarbeitsplätzen, sowie ebenso leistungsfähigen Software-Programmen, im Bereich CAD, Ausschreibung, Textverarbeitung und Grafik.
Die Planung erfolgt komplett dreidimensional im Computer und wird durch große Modelle kontrolliert, korrigiert und präsentiert.
Als eingetragene Mitglieder*innen der Architektenkammer sind wir in der Lage und berechtigt alle Planungsleistungen zu erbringen.
Wir arbeiten traditionell innovativ an den Problemen der Architektur und übergeordneten Fragestellungen. Komplexe Aufgaben von der städtebaulichen Lösung bis zur baulichen Realisierung, sowie architektonische Einzelaufgaben kennzeichnen die große Bandbreite unserer Tätigkeiten. In diesem Sinne führt unser Büro alle Leistungsphasen nach HOAI durch.
Kostengünstiges Bauen und ökologische Lösungen sind integrale Bestandteile unserer Planungen. Natürliche Baumaterialien und Nutzung von regenerativen Energiequellen sind bei allen Bauten selbstverständlich.
Wie Sie unserer Referenzliste für Schule entnehmen können haben wir seit 1987 29 Schulprojekte realisiert. Davon waren allein 12 Waldorfschulen und davon 6 Waldorfschule die erweitert wurden durch Um- und Erweiterungsbauten. Dazu kommen noch 6 Kindergärten für Waldorfeinrichtungen.
Aktuell betreuen wir die Waldorfschulen in Köln, Reutlingen, Kirchheim/Teck, Frankfurt, Tübingen und Haßfurt.
Die Arbeitsweise mit den Gremien eine Waldorfschule kennen und schätzen wir und empfehlen, unsere Erfahrung, Begeisterungsfähigkeit und Kompetenz, direkt bei den Schule abzufragen. Wir sind bei allen Schulen gern gesehene Gäste und wie Sie den Referenzen entnehmen können auch für die Schulfamilien wiederholt tätig.
Alle von uns realisierten Gebäude für Waldorfschulen sind in einer engen und intensiven Abstimmung mit den Beteiligten entstanden.
Unser Arbeitschwerpunkt liegt in Bereich Schule, Kindergärten und Jugendhäusern. In der Regel handelt es sich um Projekte, bei denen eine Gruppe von Menschen in die Planung einbezogen ist. Klassische Investorengebäude sind die absolute Ausnahme.
Neckartenzlingen
plus bauplanung
plus bauplanung gmbh
goethestraße 44
72654 neckartenzlingen
info@plusbauplanung.de
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